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2015 Rio
Bildunterschrift: Künstlertreppe in Lapa, im Zentrum Rios

Am 21. August 2015 begaben wir, insgesamt 24 Schüler und Schülerinnen des Walther-Rathenau-Gymnasiums Schweinfurt zusammen mit dem Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen, uns auf eine unvergesslich schöne Reise nach Rio de Janeiro.

Während des elfstündigen Fluges war unsere Anspannung deutlich zu spüren. Drei Wochen getrennt von der Familie  auf einem fremden Kontinent - wer ist da nicht aufgeregt? 

Nachdem wir nach der langen Fahrt herzlich von den Gastfamilien empfangen worden waren, verbrachten wir das Wochenende mit unseren Austauschschülern in Rio.

Unter der Woche trafen wir uns morgens immer in der Schule. Die EAC ist eine deutsche Privatschule, was bedeutet, dass alle Klassen deutsch als Unterrichtsfach haben. Unsere Austauschschüler gingen in den Unterricht von 7:15 - 13:30. Währenddessen besichtigten wir nach zwei Stunden Portugiesischunterricht die Stadt. Besonders spannend waren der Ausflug auf den Zuckerhut im Stadtteil Urca sowie die Fahrt zum Corcovado mit der Jesusstatue. Beides mal konnten wir die atemberaubende Aussicht über Rio de Janeiro genießen und tolle Bilder machen.

Mit großem Stolz gingen wir in das Fussballstadion Maracanã, in dem Deutschland 2014 die Weltmeisterschaft gewonnen hatte. Zuerst sahen wir uns eine kleine Ausstellung der Geschichte des brasilianischen Fußballs an. Danach konnten wir uns nicht nur die Tribüne sondern auch die Spielerkabinen anschauen, u. a. mit einem Trikot von Mario Götze. Ein tolles Erlebnis.

Am Montag in der zweiten Woche begaben wir uns auf eine Saveiro-Bootsfahrt nach Itacuruça. Auf halber Strecke konnten wir von dem Boot, das extra für uns bereit stand, einen Sprung ins türkisblaue Wasser wagen. Nach der wohltuhenden Erfrischung setzten wir unseren Weg zu dem Ziel, einer traumhaft ruhigen Insel fort. Hier konnten wir uns reichlich stärken. Den krönenden Abschluss unserer Bootsfahrt bildeten die im Wasser tobenden Delfine.

Allerdings gibt es auch noch eine andere Seite Rios, die man nicht vergessen darf, auch nicht kann, die der Armut und Gewalt. Sobald wir die Favela (Armenviertel) Donna Marta, die oberhalb der deutschen Schule liegt, betraten, dachten wir, wir wären in einer anderen Welt. Weit weg von dem Rio der Reichen und behüteten Jugendlichen, welches wir kennengelernt hatten. In der Favela gab es keine Straßen wie im restlichen Rio, sondern nur einen stufigen, verdreckten Weg, der wirklich schwierig zu bewältigen war. Doch selbst in diesen Vierteln gibt es kleine Lichtblicke, wie den Kindergarten Donna Marta, den wir besichtigen durften. Die Kindertagesstätte selbst wird von Bewohnerinnen der Favela geführt und hilft den Bedürftigsten unter den armen Kindern. Natürlich brachten wir auch kleine Geschenke wie Stifte oder Papier mit. Als wir erfuhren, dass auch ganz „normale Leute“, wie z. B. Portiers oder Verkäufer in den Armenvierteln leben, waren wir wirklich ziemlich geschockt. Doch ganz untätig bleibt auch die deutsche Schule EAC nicht, sie hat ein Projekt gestartet um dem Elend vor der Haustür ein wenig Abhilfe zu schaffen. Dieses Projekt hat sich zum Ziel gesetzt den Wohnraum der Bewohner zu verschönern.

In Brasilien ist es mit den Schulen anders geregelt als bei uns in Deutschland. Dort ist es so, dass die armen Kinder die staatlichen Schulen besuchen sollten und die reichen Kinder auf private Schulen gehen. In den vergangenen Jahren ist es zum Glück immer selbstverständlicher geworden, dass vermehrt Kinder aus ärmeren Verhältnissen Schulen besuchen, da ihre Eltern eingesehen haben, dass Bildung sehr wichtig ist. So können auch manche mit sehr guter Leistung Stipendien für Privatschulen erhalten.

In der zweiten Woche machte unsere Gruppe einen Abstecher auf eine Facenda in Minas Gerais, dem Nachbarbundesstaat von Rio de Janeiro. Kleine malerische Städtchen wie Tiradentes konnten einen in eine andere Zeit zurückversetzen, fern von der Hektik und dem Lärm der Großstadt. Neben dem Besuch von Holzschnitzereien und der ältesten Cachacaria Brasiliens, wo es für uns natürlich nur Zuckerrohrsaft zu trinken gab, konnten wir den Tag am Pool oder bei einem Volleyball- oder Fußballspiel während eines traumhaften Sonnenuntergangs ausklingen lassen.

Ordem e Progresso stehen auf der brasilianischen Flagge. Ordnung und Fortschritt spürten wir in Deutschland aber wieder stärker, nachdem wir am 11. September gelandet waren.

Das nächste Austauschprogramm mit der Escola Alemã Corcovado beginnt mit der Anmeldung für interessierte Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen im Frühjahr 2016. Der Besuch der brasilianischen Gäste wird im Oktober 2016 erwartet und der Gegenbesuch soll in den Sommerferien 2017 erfolgen.