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01/12 
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10 Jahre Schüleraustausch mit Rio de Janeiro

Seit 2001 fuhr nun zum sechsten Mal eine Schülergruppe aus Bad Kissingen in die vielleicht schönste Metropole Lateinamerikas. Insgesamt konnten bislang über 120 Schülerinnen und Schüler an diesem Austauchprogramm teilnehmen, eine der ersten war z.B. Melanie Unsleber, die deutsche Weinprinzessin.

Seit 2006 engagieren sich auch Schulen aus Schweinfurt, um den Brasilianern die Möglichkeit zu geben, ihre Deutschkenntnisse auszubauen. Zum Gegenbesuch machten sich Ende August 23 Schülerinnen und Schüler des Walther-Rathenau-Gymnasiums Schweinfurt sowie des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen unter Leitung von Kirsten und Wolfgang Hofmann sowie Winni und Barbara Böck auf den Weg zum Fuße des Corcovado. Denn direkt unterhalb der alles überragenden Jesus-Statue liegt wunderschön innerhalb eines Parks die Escola Alemã Corcovado (EAC), die sogenannte Deutsche Schule in Rio de Janeiro. Neben der tropischen Pflanzenwelt konnten die Schüler dort erstmals auch Tukane und kleine Äffchen ganz hautnah beobachten, die sogar manchmal - laut Erzählungen der brasilianischen Lehrer- ganz nah an die geöffneten Klassenzimmer herankommen, um den Unterricht „mitzuverfolgen“.

Die Schule bietet den dortigen Schülern sowohl einen portugiesischen als auch einen deutschen Zweig als Ausbildungsrichtung an. Sie zeichnet sich durch ein überaus hohes Bildungsniveau sowie das große Interesse an Kontakten mit dem deutschsprachigen Ausland aus. Dies wird auch durch die beiden Schulleiter Herrn Rasche als Brasilianer und Herrn Oellerking als Deutscher verkörpert.

In den ersten 12 Tagen hatten die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland die Gelegenheit, in einer Gastfamilie zu leben und dabei am brasilianischen Alltag zu Hause sowie in der dortigen Schule aktiv teilzuhaben. Zum Leben in der Schule, die erste Stunde beginnt dort übrigens um 7:15 Uhr, gehörte auch ein regelmäßiger Portugiesischkurs. Viele herrliche, neue Eindrücke konnten die Schüler auch bei gemeinsamen Ausflügen zu den weltbekannten Wahrzeichen der Stadt gewinnen, so war natürlich der Besuch des Christus Redentor auf dem Corcovado und der atemberaubende Blick vom Zuckerhut Bestandteil des schönen Pflichtprogramms, welches die brasilianischen Gastgeber unter Leitung von Andrea Hierneis fest eingeplant hatten. Ein Stadtrundgang vom berühmten Café Colombo über den Dom zum malerischen Künstlerviertel Santa Teresa ließ sich im Zentrum erlaufen, die weltberühmten Strände wie Ipanema und Copacabana konnten nur mit Bus oder Metro erreicht werden, die Fläche der Stadt liegt bei 1182 km², also etwas größer als der ganze Landkreis Bad Kissingen.

Beim Besuch des Kindergartens Bom Samaritano in Ipanema konnte dann auch das Bild von der Ambivalenz des Lebens in Rio de Janeiro komplettiert und vertieft werden. Hier wird Kindern aus den angrenzenden Favelas Cantagalo-Pavão-Pavãozinho geholfen. Ihnen werden mit Hilfe von Spenden für einige Jahre eine elementare Bildung sowie eine ordentliche medizinische Mindestversorgung ermöglicht. Dies kann für viele eine positive Weichenstellung für ihr späteres Leben sein. Die deutschen Schülerinnen und Schüler brachten Bohnen und Reis sowie Mal- und Schreibutensilien mit, und natürlich die in Brasilien besonders beliebten Gummibärchen. Durch den regelmäßigen Verkauf von Büchern konnte der Leiterin des Kindergartens, Vilma, auch wieder ein Spende übergeben werden.

(Weitere Informationen zur Favela: http://sidneytartaruga.blogspot.com/2011/01/die-favelas-von-rio-cantagalo-pavao.html und zum Kindergarten: http://www.schweinfurt-evangelisch.de/557.php)

Im zweiten Teil der Reise konnte die Gruppe der faszinierenden, erlebnisreichen und gegensätzlichen Großstadt in die Stille und Zurückgezogenheit des Landlebens entfliehen. Aber beides ist eben Brasilien.

Über den staubigen eisenerzhaltigen Boden von Minas Gerais, dem Nachbarbundesland von Rio de Janeiro, hatte es der großzügige Bus nicht immer leicht, sein Ziel zu erreichen. Dies war eine Facenda in der Nähe des kleinen Städtchens Prados in einem Naturschutzgebiet im Cerrado, also auf einer Hochebene jenseits des atlantischen Regenwaldes. Auf der Veranda rings um das Schlafhaus konnte immer frisches Quellwasser getrunken werden, um der Trockenheit (10% Luftfeuchtigkeit) und der Hitze zu trotzen. Noch schöner war es natürlich sich im Pool kurz vor Sonnenuntergang treiben zu lassen. Bei den Ausflügen und Wanderungen sollte man auch immer etwas Wasser dabei haben. Auf der Rückfahrt von Tiradentes, einem pittoresken Städtchen aus der längst vergangenen Kolonialzeit mit kleinen, alten Häusern und einer Kirche mit Kunstwerken aus fast 500kg Gold entwickelte sich ein Waldbrand, der die Menschen aber nicht beunruhigte, eine Normalität im Cerrado. Die Holzschnitzerei, die am nächsten Morgen auf dem Programm stand, lag mitten im Brandgebiet, aber alles war unversehrt. In Minas Gerais muss man aber auch einmal in die Kochtöpfe schauen, die auf offenem Feuer angerichtet werden: Reis, Kartoffeln, Maniok, Bohnen, Gemüse, Geflügel und Rind sowie das Nationalgericht Feishoada (Bohnen mit „allem“ vom Schwein). Jetzt müssen die erworbenen Portugiesischkenntnisse schon etwas herhalten, denn hier spricht niemand Englisch, die Leiterin der Facenda aber Gott sei Dank Deutsch.

Vom trockenen Cerrado geht es zum Abschluss noch drei Tage ans Meer nach Búzios, einem schönen Badeort nordöstlich von Rio. Eine lustige Seefahrt, eine waghalsige Wanderung und eine ausgedehnte Souveniersuche beenden die schönen Wochen auf dem etwas anderen Kontinent. Zum Flughafen kommen noch einige Brasilianer zum Umarmen, Winken und zum letzten Foto. Doch vielleicht wird es nicht das letzte sein und sich der ein oder andere in Europa oder Südamerika wieder sehen.

 

Wolfgang Hofmann