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Regionalentscheid Jugend debattiert im Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium

Zum Regionalentscheid Unterfranken des Bundeswettbewerbs „Jugend debattiert“ versammelten sich am Donnerstagnachmittag, den 24.02.2011 die Schulsieger von neun weiterführenden Schulen in der Aula des Nägelseeschulzentrums in Lohr. In zwei Qualifikationsrunden traten die Schüler auf der Pro- oder Contra-Seite eines Themas gegeneinander an. Von der Jury bewertet wurden Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Wer die Region schließlich beim Landesentscheid in München vertreten soll, wurde in einer Finaldebatte entschieden.

Regionalentscheid-Jugend-debattiert

Die Finalteilnehmer des Regionalentscheids von „Jugend debattiert“ in Lohr: (von links) Roberta Schmid (Marktheidenfeld, Vierte Sek1), Julia Holzapfel (Bad Kissingen, Zweite Sek 1), Fridolin Saal (Bad Kissingen, Zweiter Sek 2), Tamara Schwab (Lohr, Vierte Sek 2), Sarah Bätz (Deutschhausgymnasium Würzburg, Dritte Sek 2), Antonia Wachholtz (Marktheidenfeld, Siegerin Sek 2). Es fehlen Lea Roth (Olympia-Morata-Gymnasium, Schweinfurt, Siegerin Sek 1) und Julian Rübsam (Edith-Stein-Realschule, Alzenau, Dritter Sek 1).

„Ich will nicht dich ändern, sondern  deine Sichtweise der Dinge durch anschauliche und überzeugende Argumente erweitern und auch kritisch beeinflussen“, sagte Christian Conradi, Schulleiter des Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums, zur Begrüßung und läutete damit die Qualifikationsrunden des Wettbewerbs ein.

Für das Jack-Steinberger-Gymnasium gingen Julia Holzapfel, Fabian Borst (beide Sekundarstufe I), Fridolin Saal und Alexandra Jany (beide Sekundarstufe II) an den Start. Mit der Zuteilung der Positionen waren unsere Debattanten anfangs eher nicht zufrieden. „Sollen regelmäßige Erste Hilfe-Kurse in der Schule ab Klasse 8 verpflichtend sein?“ Julia Holzapfel hätte sich gerne dafür ausgesprochen. Ihre Aufgabe bestand allerdings darin, gegen eine solche Verpflichtung zu argumentieren. Gerade darin liegt die Kunst des Debattierens: Einen Standpunkt unabhängig von der persönlichen Meinung überzeugend und authentisch zu vertreten.

Ein Erlebnis der besonderen Art bescherte dieser Tag auch den mitgereisten Fans des Jack-Steinberger-Gymnasiums. Die Eindrücke, die unsere Schüler sammeln konnten, waren vielfältig: Ob als Juror, Zeitnehmer oder Zuschauer – der Gesprächsbedarf, sich über die Debatten, die Teilnehmer und ihre Redekünste oder auch die Bewertung der Juroren auszutauschen, war enorm, sehr zur Freude ihrer Lehrerin Stefanie Barthel (Schulkoordinatorin für Jugend debattiert). Jeder Schlagabtausch wurde aufmerksam verfolgt und kritisch analysiert, die Chancen unserer Teilnehmer genauestens abgewogen.

Auch Alexandra Jany und Fabian Borst schlugen sich tapfer. Nach der kurzfristigen Absage einer Teilnehmerin sprang Alexandra, die eigentlich als Jurorin gemeldet war, spontan als Debattantin ein. „Ich verspürte keinen Leistungsdruck, konnte die Gesprächsinhalte der Gegner immer gut aufgreifen und weiterführen.“ Die Spontaneität des Einsatzes verhalf ihr zu einer Rede-Lockerheit, die gepaart mit ihrem Blick fürs Wesentliche zu durchweg guten Rückmeldungen führten. Der Zweitplatzierte des Schulwettbewerbs, Fabian Borst, hatte mit anderen Bedingungen zu kämpfen. „Die Debatte kam nicht richtig ins Laufen.“, lautete sein Fazit, nachdem er sich für das Verbot privater Haltung gefährlicher Wildtiere ausgesprochen hat. Dennoch erreichte er dank seiner Schlagfertigkeit und seiner umfassenden Sachkenntnis einen guten 8. Platz im vorderen Mittelfeld.

Heiß her ging es auch bei den Wortgefechten, in denen sich Fridolin Saal gegen starke und hartnäckige Gegner durchsetzen musste. Fridolin gelang es die Schwäche der Gegner zu erkennen und aufzugreifen. „Sollen Schutzimpfungen für Kinder gesetzlich vorgeschrieben werden?“, lautete das Thema der ersten Qualifikationsrunde. Die Pro-Seite sprach sich für die immense Bedeutung von Schutzimpfungen zum Wohle der Kinder aus. „Die Problematik kann durch Impfungen aber auch verschärft werden“, womit Fridolin seine Gegner in die Enge trieb, „denn bestimmte Impfstoffe können zu chronischen Schäden der Atemwege führen.“

Während im Wettkampfbüro die Punkte zusammengerechnet wurden, fieberten die Jack-Steinbergerianer dem Ergebnis entgegen. Der Jubel bei der Bekanntgabe war groß: Sowohl Julia Holzapfel als auch Fridolin Saal hatten sich für das Finale im Anschluss qualifiziert. Eine halbe Stunde Zeit blieb ihnen ihre Unterlagen für die Finalthemen zu studieren, während sich die Aula mit einer bunt gemischten Zuhörerschaft aus Schülern, Geschwistern, Freunden, Eltern, Lehrern und Presse füllte.

„In Berlin Wedding gibt es bereits die Regelung, dass außerhalb des Fremdsprachenunterrichts nur noch Deutsch gesprochen werden darf“, führte Roberta Schmid aus Marktheidenfeld in ihrer Eröffnungsrede an. Ob diese Regelung nun deutschlandweit eingeführt werden soll, darüber lieferten sich die Finalisten der Sekundarstufe I einen hitzigen Schlagabtausch. „Die Sprache ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur, diese kann man nicht einfach verbieten.“, entgegnete die Contraseite. Mit ihrer ruhigen, aber entschiedenen Art stellte Julia klar, dass es nicht darum ginge, eine Kultur zu verbieten, sondern Integration zu ermöglichen. Scharfsinnig und ausdrucksstark bereicherte sie die Debatte mit pointierten Redebeiträgen.

Eine Debatte auf hohem Niveau lieferten sich ebenfalls die Finalisten der Sekundarstufe II. „Das Waffengesetz muss verschärft werden. Nur so können Amokläufe verhindert werden.“, war Fridolins Position in der Diskussion um das Verbot von Schusswaffen in Privathaushalten. Antonia Wachholtz aus Marktheidenfeld, die die Contra-Seite vertrat, sah das Problem eher in nicht rechtmäßigem Verschließen der Schusswaffen.

So leise erlebt man eine menschengefüllte Aula wohl selten. Alle verfolgten gespannt die Rückmeldung der Juroren am Ende der Finaldebatten. „Du kannst kontern, Fridolin, das hast du gezeigt“, lobte ihn Jurorin Heidrun Wagner-Hack vom Münnerstädter Johann-Philipp-von-Schönborn Gymnasium. Die Juroren sollen Positives hervorheben, den Kandidaten aber auch etwas „mit auf den Weg“ geben: „Du solltest gelassener reagieren, wenn jemand deine Position auseinanderpflückt“.

Der Tag endete sehr erfolgreich mit zwei Zweitplazierten, glücklichen Fans und vielen wertvollen Eindrücken. Die Jury erkannte das Potential von Julia Holzapfel und Fridolin Saal, die beide unsere Schule und den Bezirk Unterfranken im Landesentscheid in München, am 28.03.2011, vertreten werden.

 

Themen des Regionalentscheids:

Altersgruppe I (Klassen 8-9)

  1. Sollen regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse in der Schule ab Klasse 8 verpflichtend sein?
  2. Soll die private Haltung gefährlicher Wildtiere bundesweit verboten werden?
  3. Soll an Schulen in Deutschland außerhalb des Fremdsprachenunterrichts nur Deutsch gesprochen werden?

Altersgruppe II (Klassen 10-12)

  1. Sollen Schutzimpfungen für Kinder gesetzlich vorgeschrieben werden?
  2. Soll Google Street View auch unseren Wohnort erfassen?
  3. Sollen Schusswaffen in Privathaushalten verboten werden?