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Paul Ziegler zu Gast in der Klasse 8b

Die Klasse 8b des Jack-Steinberger-Gymnasiums interviewte unlängst Paul Ziegler, Chefredakteur der Saale-Zeitung. Die offenen und direkten Fragen der Schüler beantwortete Ziegler mit Ruhe, Witz und Charm und gewann dabei 26 junge Fans. Dabei zeigte es sich aber, dass gerade junge Schüler mit ihren offenen und direkten Fragen ein geradezu angeborenes Talent haben, Interviews zu führen.

 

"Müssen Sie auch an Wochenenden arbeiten?", "Welche Artikel und Textformen haben Sie am liebsten in der Zeitung?" und "Wie kam es zu der Vernetzung  zwischen der Saale-Zeitung mit Bamberg?". Diesen und anderen Fragen durfte und musste sich Paul Ziegler, Chefredakteur der Saale-Zeitung, stellen, als er am vergangenen Mittwoch ins Jack-Steinberger-Gymnasium kam.

Dort erwartete ihn die Klasse 8b, die sich im Vorfeld mit ihrem Deutschlehrer, Johannes Heger, auf das Zusammentreffen vorbereitet hatte. Die jungen Nachwuchsjournalisten wurden während des Gesprächs immer aufgeweckter und offener und trauten sich, dem erfahrenen Redakteur nicht nur angenehme Fragen zu stellen. Der achtungsvolle Umgang, die Ruhe und der Witz, mit dem Paul Ziegler das Gespräch bestritt, ließ die Schüler zwei volle Schulstunden an seinen Lippen kleben.

 

Diskussion über neue Ausgabe

Besonders interessiert zeigten sich die Schüler dabei an der Entwicklung zur und Zieglers Meinung über die neue Ausgabe der Saale-Zeitung, die in Kissingen nicht unumstritten ist. "Die Idee zur Neugestaltung kam natürlicbk-jsg-8-binterview-paul-ziegler-iih  von uns Redakteuren", erzählte Ziegler und weiter: "Wir haben sogar ein Meinungsforschungsinstitut damit beauftragt herauszufinden, was die Leser sich wirklich wünschen." Dadurch sei das neue Erscheinungsbild ein Resultat der Lesermeinung und in seinen Augen wirklich besser.

Auf die kritische Nachfrage, wie er dies begründe, führte Ziegler die deutliche Personalisierung, das bunte Erscheinungsbild, die Kinderseite, die breitere Aufarbeitung politisch-gesellschaftlicher Themen durch Grafiken und Faktenzusammenstellungen sowie eine deutliche Stärkung des lokalen Aspekts ins Feld. Dabei fragte er suggestiv und richtungsweisend: "Ist es für den Leser einer Lokalzeitung wichtiger, was Angela Merkel gestern gemacht hat oder was gleich hier um die Ecke passiert?" Diesen Überlegungen geschuldet sei auch der beabsichtigte und vorteilhafte Aufbau, der vom Lokalen zum Weltpolitischen hin gehe.

 

Mit Kollegen gelitten

Nicht erspart blieb Ziegler – auch aus persönlicher Betroffenheit – das Bohren der Schüler nach dem Stellenabbau, der mit dem Aufkauf der Saale-Zeitung durch die Mediengruppe Bamberg einherging. Glaubwürdig und sichtlich bewegt erklärte Ziegler: "Wir haben selbst sehr gelitten, als Kollegen gehen mussten. Viele von ihnen waren sogar Freunde und Kumpels." Trotz dieses Mitleides sieht der Lokalchef allerdings auch den Sinn in den Maßnahmen: In den letzten zwanzig Jahren seien rund 30 Prozent der Einnahmen durch Anzeigen weggebrochen, sodass die Saale-Zeitung sich langfristig nicht aus eigener Kraft hätte halten können.

Nun würde die Arbeit für den Mantelbogen (= überregionale Bestandteile) in Bamberg für insgesamt zehn Zeitungen geleistet. "In Bad Kissingen geschieht allerdings immer noch das Gleiche wie früher. Wir machen in der Region eine Zeitung für die Region!", beharrt Ziegler und verweist auf die weiterhin – wenn auch personal geschwächte – Niederlassung der Saale-Zeitung in der Theresienstraße in Bad Kissingen.

 

Traumberuf Journalist

Trotz des aktuell rauhen Windes in seinem Berufsleben und auch des rauhen Windes mancher Fragen gelang es Ziegler die Freude an seinem Beruf glaubhaft zu vermitteln: "Sich jeden Tag neuen Themen stellen und diese angehen zu dürfen, ist ein unglaublicher Reiz." Dabei sei es – um die abfänglichen Fragen aufzugreifen – nicht entscheidend, ob man nun eine Reportage oder einen Bericht verfasst. Vielmehr betont der passionierte Journalist: "Der Reichtum der Vielfalt macht den Reiz einer Zeitung aus!" Auch wenn sein eigentliches Ziel die Filmhochschule in München gewesen wäre, sieht Ziegler mittlerweile den Journalismus und seine aktuelle Aufgabe als wahren Traumjob, auch wenn er immer wieder am Wochenende arbeiten muss, da "die Leute ja auch am Montag ihre Zeitung auf dem Tisch haben wollen".

 

Lehrreiche Momente

Die von der Offenheit, Klarheit und dem Charme Zieglers eingenommenen Schüler, welche die lehrreichen gemeinsamen Momente als Abwechslung zum sonstigen Unterrichtsverlauf empfanden und dem Chefredakteur auch ohne Medienshow gebannt zuhörten, beweisen zweierlei: Zum einen können sich kritische Menschen, die sich die Zeit nehmen, sich auf die neue Saale-Zeitung einzulassen, dieser viele positiven Seiten abgewinnen. Zum anderen scheinen gute Journalisten mit erzählerischem Talent auch ein Talent zum Lehren zu haben. Die 8b würde sich sicher freuen, wenn Paul Ziegler nicht das letzte Mal Gast am JSG gewesen ist.