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Eine „Brücke schlagen zwischen Kontinenten“, so lautete das Motto des Brasilienaustausches 2008/2009. Nachdem bereits die brasilianischen Schülerinnen und Schüler im Oktober 2008 bei ihren deutschen Austauschpartnern und ihren Familien in Schweinfurt und Bad Kissingen zu Gast waren, hieß es nun von Ende Juli bis Mitte August 2009 die Welt in Rio de Janeiro zu erleben...

Etwas müde, aber voller Vorfreude erreichte die Reisegruppe nach zehnstündigem Flug und anschließendem Bustransfer die Partnerschule, die Escola Alemã Corcovado (EAC), die sogenannte Deutsche Schule in Rio de Janeiro. Sie ist eine der renommiertesten Schulen von Rio de Janeiro, die wunderschön innerhalb eines Parks am Fuße des Corcovado, dem Berg mit dem Wahrzeichen des Christus Redentors gelegen ist, den man von vielen Klassenzimmern sehen kann. Neben der tropischen Pflanzenwelt konnten die Schüler dort erstmals auch Tukane und kleine Äffchen ganz hautnah beobachten, die sogar manchmal - laut Erzählungen der brasilianischen Lehrer- ganz nah an die geöffneten Klassenzimmer herankommen, um den Unterricht „mitzuverfolgen“.

Die Schule bietet den dortigen Schülern sowohl einen portugiesischen als auch einen deutschen Zweig als Ausbildungsrichtung an.

Sie zeichnet sich durch ein überaus hohes Bildungsniveau sowie das große Interesse an Kontakten mit dem deutschsprachigen Ausland aus.

Dies wird auch durch die beiden Schulleiter Herrn Rasche als Brasilianer und Herrn Strasen als Deutscher verkörpert, die beide sowohl deutsch als auch portugiesisch perfekt sprechen und sich in beiden Kulturen absolut selbstverständlich zu Hause fühlen.

Beide Schulleiter bereiteten den 22 Schülerinnen und Schülern des JSG Bad Kissingen und des OMG und WRG Schweinfurt mit ihren vier BegleitlehrerInnen Frau Heike Schmitt (JSG), Herrn Albrecht Back (JSG) Herrn Winfried Böck (JSG) und Frau Kirsten Hofmann (WRG) einen überaus herzlichen Empfang. Nach einer kurzen Schulführung und einer Stärkung durch einen landestypischen Imbiss mit Früchten und Cafézinho konnten sich die deutschen und brasilianischen Schüler nach fast einem Jahr wieder glücklich in die Arme schließen.

In den nun folgenden drei Wochen hatten die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland die Gelegenheit, in einer Gastfamilie zu leben und dabei am brasilianischen Alltag zu Hause sowie in der dortigen Schule aktiv teilzuhaben. Zum Leben in der Schule, die erste Stunde beginnt dort übrigens um 7:15 Uhr, gehörte auch ein regelmäßiger Portugiesischkurs sowie der normale Regelunterricht. Viele herrliche, neue Eindrücke konnten die Schüler auch bei gemeinsamen Ausflügen zu den weltbekannten Wahrzeichen der Stadt gewinnen, so war natürlich der Besuch des Christus Redentor auf dem Corcovado und der atemberaubende Blick vom Zuckerhut Bestandteil des schönen Pflichtprogramms, welches die brasilianischen Gastgeber unter Leitung von Andrea Hierneis fest eingeplant hatten. Ein Stadtrundgang, die weltberühmten Strände wie Ipanema und Copacabana, eine mehrstündige, anspruchsvolle Wanderung zum Drachenfelsen, dem Pedra Bonita, dem höchsten Aussichtspunkt in Rio, durften hierbei im Sinne einer 360 Grad Gesamtperspektive von Rio natürlich nicht fehlen.

Beim Besuch des Kindergartens Bom Samaritano in Ipanema konnte dann auch das Bild von der Ambivalenz des Lebens in Rio de Janeiro komplettiert und vertieft werden. Hier wird Kindern aus der angrenzenden Favela Canto Gallo, einem der vielen Armenviertel in Rio, geholfen. Ihnen wird mit Hilfe von Spenden für einige Jahre eine elementare Bildung sowie eine ordentliche medizinische Mindestversorgung ermöglicht. Dies kann für viele eine positive Weichenstellung für ihr späteres Leben sein. Die deutschen Schülerinnen und Schüler brachten einige liebgewonnene Spielzeuge sowie Malutensilien mit, die den Favelakindern weiterhelfen können, ihren Alltag in dieser Creche etwas zu erleichtern und noch zu verschönern. Obwohl wegen der strengen Schweinegrippeauflagen der Kindergarten ungewohnt leer war, also ohne Kinder, nahmen alle durch die eindringliche Erzählung der Kindergartenleiterin Vilma und des dortigen Pfarrers Mozart innere Bilder mit aus der ganz anderen Welt, einer Welt der Armut, der Gewalt und der Drogen sowie ihrer Auswirkungen auf die Menschen Brasiliens. Große Stille und Betroffenheit war deutlich spürbar nach diesen „Liveberichten“. -

Außer dem vielfältigen Leben in der cidade maravillosa, der wunderschönen Stadt, wie Rio de Janeiro auch genannt wird, durften die Schülerinnen und Schüler einen mehrtägigen Ausflug ins ländliche Tiradentes machen, um in diesem pittoresken Städtchen und der unmittelbaren Umgebung ein direktes Gefühl für die längst vergangenen Kolonialzeit zu bekommen. Außerdem konnten alle beim Abstecher in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet nachempfinden, wie sich Menschen, gerade auch in Brasilien, leidenschaftlich für die Erhaltung und den Schutz ihrer wunderschönen Natur mit Beteiligung der Schüler der EAC einsetzen.

Die drei Wochen vergingen wie im Fluge und am Schluss stand ein tränenreicher Abschied von den lieb gewonnenen Brasilianern und die vage Hoffnung, sich einmal wieder zu sehen. Die Gewissheit ist aber: Wir alle haben eine Brücke geschlagen zwischen zwei Kontinenten, unvergessliche Eindrücke und unschätzbare Erfahrungen gesammelt und Freundschaften fürs Leben geschlossen. Brasilien und die Brasilianer haben einen festen Platz in unseren Herzen.

 

Kirsten Hofmann/21/09/09