Das P-Seminar „Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung“ durfte aufgeteilt in zwei Gruppen am 23.03.2023 und am 30.03.2023 jeweils für einen Tag die Schüler:innen der Franz-von-Prümmer-Schule in Bad Kissingen bei ihrem Schultag begleiten. 

2023 F. v. P. Schule 1

Die Franz-von-Prümmer-Schule ist eine Förderschule mit Schwerpunkt für geistige Entwicklung, in der ebenfalls eine heilpädagogische Tagesstätte integriert ist. Geleitet wird diese von Frau Carmen Sterzinger, der Schulleitung, und Frau Gisela Geisel, die für die Leitung der Tagesstätte verantwortlich ist.

Nun stellt man sich vor allem die Frage, wie so ein Schultag an einer Förderschule eigentlich abläuft. Was lernen die Schüler? Lernen sie überhaupt? Kann man diese Schule mit Regelschulen vergleichen?

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass diese Schule im Gegensatz zu Regelschulen keine wirklichen Klassen besitzt. Es gibt eine schulvorbereitende Einrichtung (SVE), eine Grund- und Mittelschulstufe und eine Berufsschulstufe, in denen die Schüler:innen betreut und gefördert werden. Die Schüler:innen werden innerhalb der Stufen in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die hier aber nach Farben, nicht wie bei uns nach Buchstaben benannt sind. In einer Gruppe sind ca. 12 Schüler:innen. Die Einteilung der Klassen erfolgt nach Alter und Art der Behinderung, was allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die bestmögliche Förderung ermöglicht.

Wie auch für uns startet der Schultag um 8 Uhr, endet allerdings erst um 16 Uhr. Die meisten Schüler:innen kommen, wie auch wir, mit dem Schulbus zur Schule. Diese Busse sind aber kleiner und angepasst an die Einschränkungen der Schüler:innen. So gibt es z. B. bestimmte Laderampen, die ebenfalls den Transport von Schülern:innen, die im Rollstuhl sitzen, ermöglichen. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass die Schüler:innen daheim abgeholt werden.

Der Schultag ist neben dem Unterricht und mehreren Pausen auch von verschiedenen Therapiestunden geprägt. Hier bietet die Franz-von-Prümmer-Schule Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie an. Insofern ärztliche Verordnungen vorliegen, können Schüler:innen diese Zusatzleistungen nutzen.

Natürlich ist der Unterricht nicht mit unserem zu vergleichen. Es werden keine Noten gemacht und typische Fächer wie z. B. Physik, Chemie und Geschichte gibt es auch nicht. Stattdessen haben die Schüler:innen vor allem Fächer wie Kunst und Musik. Es wird besonders viel Wert daraufgelegt, die Schüler:innen auf das spätere Leben vorzubereiten. Alltägliche Dinge wie z.B. Einkaufen oder das Lesen des Busplans sind für die Schüler:innen nicht selbstverständlich, weshalb auch hier eine gezielte Förderung wichtig ist. 

Die Arbeitsatmosphäre und -weise unterscheiden sich auch sichtlich von der in einer Regelschule. Die Klassenräume sind sehr umfangreich ausgestattet. Man hat eine kleine Küche, da das gemeinsame Frühstücken in den Klassenräumen stattfindet. Ebenso gibt es eine „Spielecke“. Es gibt eine feste Sitzordnung und auf Grund der eher kleineren Klassen sind die Tische oft so angeordnet, dass die Schüler:innen in einer Art Halbkreis sitzen. Der Unterricht ist sehr offen gestaltet. Es ist schön zu sehen, wie die Lehrer:innen den Schülern:innen Eigenständigkeit ermöglichen z. B. beim Basteln, aber trotzdem jederzeit für die Schüler:innen erreichbar sind.  

2023 F. v. P. Schule 2

Nicht vorzuenthalten ist der Snoezel-Raum, der mit unserem Raum der Stille vergleichbar ist. Hier wird vor allem Schüler:innen mit Autismus-Spektrum-Störung eine Auszeit im Schultag ermöglicht. Im Snoezel-Raum gibt es verschiedene Sitz- und Liegemöglichkeiten zum Entspannen und Abschalten, wie zum Beispiel ein Wasserbett, ein Fühlteppich, ein Klangbett, in dem Musik- und Bassboxen eingebaut sind, so dass man die Musik spüren kann, die angeschaltet wird. Ein Sofa mit integrierter Wassersäule, die in verschiedenen Farben beleuchtet wird, ist ebenfalls im Raum vorhanden. Man kann sofort die entspannende Atmosphäre spüren und hat das Gefühl, sich selber sofort im Relaxmodus zu befinden.2023 F. v. P. Schule 3

Die Hospitation an der Franz-von-Prümmer-Schule war total spannend und ereignisreich. Man hat viele neue Einblicke gewonnen und sich nicht nur mit der Schule an sich und dem Unterricht auseinandergesetzt, sondern hat gleichzeitig sehr viele neue Menschen kennenlernen dürfen, die einen herzlich empfangen haben.