Am 15.07.2021 beschäftigten wir uns im Rahmen unseres P-Seminars „Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung“ mit der Frage, wie sich das Leben mit einem behinderten Kind gestaltet.

Unterstützt wurden wir hierbei von unseren Gästen Frau Fella (Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Bad Kissingen e. V.) und von Frau Kraus-Floth (Mitglied des Elternbeirats der Franz-von-Prümmer-Schule Bad Kissingen), welche wir zu unserer Sitzung begrüßen durften. Beide Damen sind Mütter behinderter Töchter und konnten uns daher von ihren Erfahrungen, aber auch Wünschen im Umgang mit einem behinderten Menschen erzählen.

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So erfuhren wir zu Beginn von Frau Fella, dass ihre 28-jährige Tochter 13 Jahre lang die Franz-von-Prümmer-Schule besuchte und jetzt in der Nüdlinger Werkstatt der Lebenshilfe e. V. Schweinfurt arbeitet. Sie lebt seit zwei Jahren im Haus „Au-Blick“, einer der drei Wohnstätten der Lebenshilfe Bad Kissingen. Frau Fella erzählte uns ebenfalls, dass ihre Tochter das „bildhafte“ Lesen verwendet, um Personen und Dinge wiederzuerkennen, da es ihr aufgrund ihrer Beeinträchtigung schwerfällt, das Lesen zu erlernen. Die junge Frau ist außerdem durch eine besondere Begabung gekennzeichnet, welche darin besteht, dass sie sich eine Vielzahl an Namen einprägen kann.

Frau Kraus-Floths 16-jährige Tochter besucht ebenfalls die Franz-von-Prümmer-Schule in Bad Kissingen und wird dort im Schulalltag von einer Schulbegleitung unterstützt. Aufgrund der stark eingeschränkten Artikulationsmöglichkeiten des Mädchens übernimmt ein sogenannter „Talker“ die verbale Kommunikation zwischen ihr und ihrem sozialen Umfeld. Der elektronische „Talker“ fungiert als Kommunikationshilfe, indem Frau Kraus-Floth ihn beispielsweise nach dem Wochenende bespricht, damit ihre Tochter indirekt an der Kommunikation im Klassenzimmer teilnehmen kann. Unterstützt wird die Familie zudem vom Familienentlastenden Dienst (FED), welcher jeder Familie mit einem behinderten Kind für ein paar Stunden pro Woche zur Verfügung steht.

Aufgrund der aktuellen Umstände kamen beide Mütter auch auf die Corona-Pandemie und die Auswirkungen dieser auf ihr Leben mit einem behinderten Kind zu sprechen. So wurde noch einmal deutlich, wie belastend es für Menschen mit einer Behinderung ist, wenn die alltäglichen und notwendigen Strukturen verloren gehen. Gerade die Schulschließungen, die Kontaktbeschränkungen in den Wohnstätten oder die eingeschränkten Möglichkeiten an essenziellen Therapieangeboten (z.B. Ergo-, Logo-, Physiotherapie) stellten vor allem für die Eltern große emotionale und organisatorische Herausforderungen dar.

Schlussendlich sprachen Frau Fella und Frau Kraus-Floth die durch die Corona-Pandemie noch weiter in die Ferne gerückte „Inklusion“ an. So wurde uns noch einmal deutlich, wie wichtig die offene und respektvolle Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gerade in der aktuellen Situation ist! „Wegschauen“ ist nicht der Weg zu einem erfolgreichen Miteinander in unserer Gesellschaft, daher müssen wir aufgeschlossen aufeinander zugehen.

Herzlichen Dank an Frau Fella und Frau Kraus-Floth für diesen bereichernden, von Respekt und Interesse geprägten Besuch bei uns! Wir haben zwei sehr bewundernswerte und starke Mütter erlebt, welche sich täglich für das Wohlergehen ihrer Kinder und die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung einsetzen.